
Was würdet ihr machen, wenn Eure Adresse, Euer Name und sogar Eure Handynummer für jeden frei zugänglich in so einem Mystery-Automaten zu finden wären?
Genau so wars beim neuen Mystery Automaten im Potsdamer Hauptbahnhof – zumindest zeigt das unser Test:
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Potsdams neuer Mystery-Automat im Test: Ein Datenschutz-Albtraum? Jan Lohan
In zwei von drei zufällig ausgewählten Paketen haben wir neben einem Klarnamen und der Adresse auch die Handynummer des ehemaligen Käufers gefunden. Der Betreiber ist allerdings dazu verpflichtet, diese Daten unkenntlich zu machen.
Und daher haben wir ihn mit unseren Erkenntnissen konfrontiert. Seine Antwort:
Der Schutz personenbezogener Daten hat für uns höchste Priorität, und wir nehmen diesen Vorfall äußerst ernst.
Die Anonymisierung der Daten erfolgt bei uns in zwei Schritten: Bereits unser Händler übergibt uns die Pakete in anonymisierter Form. Zusätzlich führen wir eine eigene Kontrolle durch, um sicherzustellen, dass keine sensiblen Informationen enthalten sind. Aufgrund der großen Menge an Paketen, die wir täglich bearbeiten, scheint es in diesem Fall bedauerlicherweise zu einem Fehler gekommen zu sein, sodass die von Ihnen erworbenen Pakete nicht vollständig anonymisiert wurden.
Dies ist der erste Vorfall dieser Art, dennoch betrachten wir ihn mit größter Sorgfalt. Wir werden unsere internen Prüfprozesse weiter verschärfen und künftig noch akribischer kontrollieren. Dazu gehört eine mehrfache, gründliche Überprüfung jedes einzelnen Pakets, bevor es in den Verkauf gelangt.
Wir fassen zusammen: Wir haben drei zufällig ausgesuchte Pakete aus dem Mystery-Automaten gekauft – auf zweien haben wir sensible Daten gefunden. Und das allem Anschein nach auch ohne den Versuch, diese Daten unkenntlich zu machen.
Beide Datensätze – eine Adresse aus Berlin, die andere aus Bitterfeld-Wolfen – konnten wir verifizieren.
Daher haben wir diesen Fall auch an die Datenschutzbeauftragte des Landes Brandenburg weitergegeben – mit der Bitte um eine Einschätzung des Falls:
Die Landesbeauftragte wird den Umgang mit personenbezogenen Daten beim Betrieb des Blind-Packs-Automaten am Potsdamer Hauptbahnhof prüfen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir vor Abschluss des Verfahrens noch keine Einschätzung vornehmen können.
Die Landesbeauftragte steht deshalb für ein Interview derzeit nicht zur Verfügung.
Aber hat sich der Kauf dieser drei Pakete – abseits des Datenschutz-Albtraums – sonst gelohnt? Nicht wirklich. Auch in dieser Frage wurden wir enttäuscht:
Paket 1 (15€) – Hunde-Tracking-Geschirr: Billig in der Verarbeitung, sehr scharfkantig – und ohne Anleitung oÄ
Paket 2 (12€) – iPhone 16 Metal Cage Set: Nur in Verwendung mit einem iPhone 16 Pro sinnvoll – immerhin mit Verpackung und Anleitung
Paket 3 (10€) – Speicherkarte: Nur mit einem Huawei-Handy nutzbar – ebenfalls ohne Anleitung bzw. Erklärung
Unter dem Strich lässt sich sagen: Für alle drei Pakete haben wir insgesamt 37€ ausgegeben – und absolut keinen Nutzen. Einer von mehreren Gründen, weshalb auch Michele Scherer von der Verbraucherzentrale Brandenburg (die ebenfalls im Potsdamer Hauptbahnhof sitzt) den Mystery-Automaten genauer unter die Lupe nimmt:
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Potsdams neuer Mystery-Automat im Test: Ein Datenschutz-Albtraum? Jan Lohan
Welche Erfahrung habt ihr mit Mystery-Automaten gemacht?
Lasst es uns gerne wissen: Entweder per WhatsApp an die 0331 581 692 30 oder per Mail an studio@radio-potsdam.de!
Beitrag vom: 17. März 2025